Alle Erlebnisse aufzuschreiben und hier in meinem Blog zu posten erscheint mir inzwischen und nach langem Überlegen, als sehr aufwendig und wenn dann sollte ich vielleicht in Erwägung ziehen, dies in einem Buch zu verewigen und dies dann wiederum nur ausgewählten Menschen zur Einsicht geben (was für eine Satzzusammenstellung).
Na wie auch immer, ganz so abwegig ist der Gedanke nun auch wieder nicht, weil ich ein ähnliches Buch schon angefangen habe, eben nur nicht mit meinen Erlebnissen, sondern mit Ergebnissen jahrelanger Studien und Forschungen meiner magischen Praktiken und der Ergebnisse ausgetüftelter 0rakelmethoden, wobei außer der Numerologie auch andere Praktiken zum Einsatz kommen. Auf jeden Fall wird es weitere Erlebnisse von mir zu lesen geben, aufsteigend in der Rangfolge des wirklich gruseligen Moments…von harmlos bis zu angsteinflössend.
Nun, heute will ich jedoch etwas über das Jahr 1977 schreiben. Ein Jahr das ganz harmlos angefangen hatte, dann aber ein jähes Ende nahm, auch das Jahr, in dem ich zum ersten Mal etwas gesehen hatte, zwar nicht so gruselig, wie ihr jetzt vielleicht erwartet hättet, aber es war schon mal der Anfang einer Serie, die weitere Jahre darauf folgen sollte. Zu der Zeit war ich bereits das zweite Jahr verlobt, verlobt mit einem jungen Mann, bei dem mir nur sein Anblick einen Schauer über den Rücken jagte, kein Schauer im eigentlichen Sinne, dass er etwa Angst mit sich bringt, sondern eher ein Schauer, der mir Schmetterlinge in den Bauch versetze. Ja, es gibt sie wirklich, die Momente, wo man meint, man hätte Schmetterlinge im Bauch.
Eine gute Freundin, sie war bereits damals schon sehr bewandert, was Traumdeutung und überhaupt seltsame Dinge betrifft, hatte mich immer wieder in ihre, sagen wir mal, komischen Erlebnisse und die daraus vorher resultierende seltsamen Begebenheiten eingeweiht. Dass es in meiner Beziehung kriselte, hatte ich ihr nicht erzählt, weil bis dato alles in bester Ordnung war; aber irgendwie hatte sie wohl damals schon mehr gewusst, obwohl sie nie meinen damaligen Verlobten kennenlernte, weil er weit weg von meinem Wohnort stationiert und nur an den Wochenenden oder nur für einen Tag in Magdeburg war und unseren gemeinsamen Urlaub hatten wir Verliebten an der Ostsee verlebt.
Na wie auch immer, sie sagte mir damals mal, pass immer gut auf, dass du deinen Ring nicht verlierst, besonders in der Nähe von Wasser und schon gar nicht im Meer, es würde das Ende eurer Beziehung bedeuten, bei dem es zwar wieder zu einem Neuanfang kommen könnte, aber nicht unbedingt, vor allem dann nicht wenn du ihn im Meer verlierst. Das war zum Beispiel eines ihrer Aussprüche, von vielen.
Im Sommer 1977 also, wir hatten beschlossen, unseren gemeinsamen Urlaub an der Ostsee in Bansin bei meinen Verwandten zu verbringen, sollte das Schicksal seinen Lauf nehmen. Alles war wie immer, wir beide verliebt, wie am ersten Tag, guter Dinge und nichts ahnend, was da noch kommen sollte.
Ganz komisch begann damals in Bansin ein Morgen. Wenn ich heute darüber nachdenke, kann ich nur sagen, es gibt immer bestimmte Zeichen, die einem das Schicksal präsentiert. Im Radio, ich glaube der Sender hieß damals „Ostseeewelle“ lief gerade ein Lied „Weißes Boot“, ein sehr schöner Song, tolle Musik und ein nachdenklich stimmender Text. Für mich war es damals nix weiter, als ein schönes Lied. Ich hatte es vorher noch nie gehört, obwohl es nicht neu war, es gehörte aber nicht zu der Art Musik, welche ich damals gerne hörte. Das eigentlich komische an dieser ganzen Sache war jedoch, dass mein damaliger verlobter Maat (Unteroffizier zur See) bei der Marine der NVA war, ein Seemann oder Matrose, wie die meisten sagen würden. „In jedem Städtchen, ein anderes Mädchen“ hatte meine Freundinnen damals immer Spaß halber gesagt.
Ich kann mich bis heute noch an den Refrain des Liedes erinnern und werde ihn in Anbetracht der dramatischen Wende meiner Beziehung wohl auch immer in Erinnerung behalten. Damals dachte ich in diese Richtung noch nicht.
„….lebe wohl weißes Boot, lebe wohl, meine Liebe, mein Glück, meine Idol…“, Weißes Boot, ein Gedanke schoss mir sofort durch den Kopf, auf einem weißen Boot wollte ich mit ihm fahren und so wurde es mir auch versprochen, für das darauffolgende Jahr, was natürlich nicht mehr geschah. Also, wie gesagt hörte ich dieses Lied fast täglich, morgens mittags abends. Sogar nachts von draußen vom Strandfest hörte ich es, wenn eine Musikgruppe zum Tanz aufspielte. Sollte das das erste Zeichen gewesen sein? Später wusste ich es.
Na gehen wir in der Zeit etwas weiter. An einem regnerischen Morgen entschloss ich mich, in der kleinen idyllischen Ortschaft, auf den Markt zu gehen um ein paar Andenken für meine Mutti und meine Oma zu kaufen. Ich kam an einen Stand und mein erster Blick viel auf eine Vase, sie war Kobaltblau, eine Farbe, welche ich damals für die Gestaltung meines Zimmers in Erwägung gezogen hatte. Ganz filigran war auf diese Vase eine goldene Rose gezeichnet. Wunderschön, kann ich nur sagen. Aber als ich sie mir von näherem ansah, bemerkte ich, dass mitten durch diese Rose ein Sprung ging, es sah aus wie Dornen. Meine Freundin sagte mir mal, wenn ich von Rosen mit Dornen träume, dann wäre es um meine Liebe nicht gut bestellt, es würde auf eine Nebenbuhlerin hindeuten. Aus Traumdeutung hatte ich mir zu der Zeit nichts gemacht und auch ihr ganzer Esoterikkram war mir früher eigentlich immer zuwider. Das sollte sich in meinem späteren Leben jäh ändern.
Na, jedenfalls begann ich ab dem Zeitpunkt an, über unsere Beziehung nachzudenken, erst dieses Lied, dann diese Vase und außerdem ….na wartet ab.
Alles schien in völliger Ordnung, wir hatten ne Menge Spaß, keinen Streit und das Wetter war auch super schön. Einige Ausflüge und viele andere Erlebnisse hatten uns unseren gemeinsamen Urlaub versüßt bis, ja bis zum Vorabend unserer Abreise.
Es war am letzten Tag in Bansin drückend heiß, so heiß, dass wir an diesem Tag drei Mal zum Strand gingen um uns im Meer abzukühlen. Herrlich so ein Bad im Meer und abenteuerlich so ein Sprung in die Wellen, der natürlich an diesem Tag nicht stattfand, weil es windstill und wie schon gesagt, drückend heiß war. Abends saßen wir mit unseren Verwandten zusammen, hatten etwas getrunken und waren guter Dinge, aber nicht wirklich glücklich über die am Folgetag anstehende Heimreise.
Weil der Abend noch jung und das Klima so schwül war, beschlossen wir kurzer Hand noch mal zum Strand hinunter zu gehen und uns ein letztes Mal abzukühlen, es war tatsächlich das letzte Mal, dass wir gemeinsam zum Strand gingen…..ich ahnte es damals noch nicht.
Hand in Hand liefen wir am Strand entlang bis wir eine geeignete Stelle fanden, an der es nicht so dunkel war und an der der Sand schön weich und angenehm ist. Wir konnten die Lichter der Seeterrassen im Wasser tanzen sehen, eine Silhouette aus Lichtsstrahln. Mein Verlobter war der erste von uns beiden der sich in das kühle Nass stürzte, er rannte los und rief nur zu mir rüber „Komm schon, beeil dich sonst verlierst du mich aus den Augen“. Er war irgendwann nicht mehr wirklich gut zu erkennen, nur noch eine Silhouette von ihm…und neben ihm….eine Zweite, es war der Umriss einer Frau. Sehr seltsam, dachte ich damals, kein Mensch war zu diesem Zeitpunkt an dieser Stelle, schon gar nicht zu so später Stunde allein, im dunklen Meer. Ich lief ebenfalls ins Wasser und fragte ihn mit wem er sich gerade unterhalten hatte und ob er die Frau vielleicht kannte. Er war völlig verdutzt und wunderte sich über meine Frage, ging aber dann gleich wieder ins Geschehen über…..Schwimmen.
Da war niemand, keine Menschenseele, keine Frau, niemand, nix, absolute Funkstille und überhaupt gar nix. Aber ich hatte doch was gesehen. Ich fand das an diesem Abend sehr merkwürdig und hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl. Wirklich Spaß hatten wir dann auch nicht mehr. Wir langweilten uns bald im Wasser und blieben auch nicht mehr lange.
Aus Gewohnheit drehte ich immer meinen Ring zurecht, eine dumme Angewohnheit, die ich übrigens bis heute beibehalten habe. Aber als ich es an diesem Abend genauso machen wollte, war da nix zum Zurechtrücken zum Richtigdrehen…er war weg…kein Ring mehr…nix…einfach weg….einfach so….verloren im Meer L
Wir gingen beide die Schritte zum Wasser hin und wieder zurück, suchten den Platz ab, an dem wir uns umgezogen hatten, suchten mit dem Licht unserer Feuerzeuge, aber er war weg, im Meer verloren, da war ich mir inzwischen ganz sicher.
Am nächsten Tag sollte das Schicksal wirklich seinen Lauf nehmen. Im Zug nach Hause, begann er mir nun zu erzählen, dass er in Erwägung gezogen hatte für immer bei der See zu bleiben immer unterwegs und somit für mich nicht oft greifbar. Hatte er das etwa schon eine Weile so geplant und vor mir geheim gehalten? Da schossen mir plötzlich all die Worte meiner Freundin durch den Kopf. Ach, alles Quatsch, dachte ich dann später, denn er hatte diesen Gedanken noch am gleichen Tag wieder verworfen und unsere weitere Rückreise war angenehm, zwar nicht so toll und erwartungsvoll wie die Hinreise, aber immer hin nicht belastend mit Trennungsgedanken.
Sonntagabend, ich dachte es wäre ein Abschied wie immer, ein Abschied, der auf ein Wiedersehen hoffen lässt, brachte ich ihn zum Zug, der in Richtung Rügen fuhr, er war am >Cap Arkona< stationiert, am Arsch der Welt also. Irgendwas war diesmal anders, ich hatte es im Gefühl und hätte es ihm gerne gesagt, aber ich war mir nicht sicher. Langes Schweigen, ein langer Kuss und eine Umarmung, dann Tränen….Ich sah ihm lange hinterher, als der Zug aus dem Bahnsteig fuhr, er winkte noch lange aus dem Fenster und alles schien wie immer.
Drei Tage später bekam ich einen Brief. Es war nicht so wie immer, wenn meine Oma rief: „Du hast Post“, wenn sie sich für mich freute. Diesmal sagte sie: „In deinem Zimmer liegt ein Brief, aber komm erstmal in die Stube Kaffetrinken“. Es war irgendwie ganz komisch, ich hatte plötzlich einen Kloss im Hals, es war so, als wollte sie mich schon vorher beruhigen, denn meine Oma hatte immer so gute Vorahnungen…aber dazu später in einem anderen Beitrag mal mehr.
Um es kurz zu machen, es war ein Abschiedsbrief, der Abschiedsbrief….Was darauf folgte muss ich nicht weiter beschreiben. Nur eins noch: Meine Freundin sagte mir, dass wenn ich in dem Zusammenhang eine Silhouette gesehen habe, er diese Frau schon kannte bzw. er ihr vorher schon begegnet war. Wie Recht sie auch damit hatte wurde mir später klar…glasklar.
Von dem Zeitpunkt an, fing ich an, auf Zeichen zu achten, auf Träume und Dinge die meinen Weg passierten. Das wirklich Unheimliche an dieser Sache jedoch war die Silhouette einer Frau, die ich neben meinem Verlobten im Wasser sah, denn so etwas hat sich in meinem Leben wiederholt….nicht nur einmal….